23. Mai 2022
Ein Bericht von ds/ Foto: FP
Kurzfristig erhielt Marvin Fritz die Gelegenheit, am vergangenen Wochenende bei der Superbike Weltmeisterschaft (WorldSBK) in Estoril/PRT den verletzen Italiener Roberto Tamburini zu ersetzen und in den Sattel dessen Yamaha R 1 vom Team Motoxracing zu steigen. Ein vielversprechendes und ereignisreiches Wochenende mit Aussicht auf Top Ten Platzierungen und der Darstellung vonMarvin Fritz fahrerischem Können.
Von Testfahrten zur Langstreckenweltmeisterschaft (EWC) in Belgien, dem eigentlich Hauptjob von Marvin Fritz in dieser Saison, war der 29jährige kurzfristig nach Portugal eingeflogen worden. Superbike Stammfahrer Roberto Tamburini/Ita war verletzungsbedingt ausgefallen und ein Ersatzfahrer musste nominiert werden. Die Wahl der Yamaha Bosse fiel auf den Deutschen.
Offensichtlich ein Glücksfall und die Chance, welche wohl kein anderer Pilot abgelehnt hätte. In der Realität aber ein knallhartes Wochenende und der Sprung ins kalte Wasser.
Fritz:“ Mit wenigen Stunden Schlaf am Donnerstag früh in Estoril gelandet hieß es keine Zeit zu verschwenden. Fremde Team Crew, anderes Motorrad und seit über einem Jahr wieder mal Sprintrennen, bei denen über 21 Runden Distanz um jeden Zentimeter bis zur letzten Rille gefightet wird.“
Jede Minute der Qualifying Sessions wurden intensiv genutzt um die Yamaha auf Marvin maßzuschneidern. Das Ergebnis und die fahrerische Leistung von Fritz übertrafen die Erwartungen von Motoxracing Yamaha Teamchef Sandro Carusi eindeutig.
Vom sechzehnten Startplatz aus in das erste Rennen am Samstag gestartet, konnte Fritz auch diesen nach einem Zweikampf und Sieg in über den Ex Supersport Weltmeister Lucas Mahias/Fra ins Ziel retten. Fritz:“ Die anderen Piloten hatten bereits sechs Rennen Vorsprung, ich stieg quasi bei Null ein. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“
Bis in die späten Abendstunden optimierte die Technik Crew nochmal die Yamaha. Fritz:“ Jede Kurve haben wir per Video analysiert, Reifen, Fahrstil und Elektronik angepasst“.
Der Rennsonntag begann mit Regenschauern. Nur eine Stunde vor Rennbeginn hatte sich die letzte Regenwolke verzogen und der Reifenpoker begann. Während einige Teams auf Intermediates umstellten entschied sich Marvin Fritz, trotz einiger nassen Stellen auf der Strecke, mit Slick Reifen ins Rennen zu gehen.
Fritz:“ Meine Entscheidung fiel auch auf Basis meiner Erfahrung hier in Estoril aus der Langstrecken Weltmeisterschaft.“ Fritz lag mit seiner Reifenwahl goldrichtig. Von Rang 16 auf Rang 10 vorgeprescht, vorbei an Ducati Werkspilot Michael Rinaldi/Ita hatte Marvin Fritz schon mögliche Weltmeisterschaftspunkte im Visier. Doch Fritz hatte die Rechnung ohne den Franzosen Loris Baz/BMW gemacht. Der langjährig erfahrene MotoGP und Superbike Pilot wollte in einer Linkskurve Marvin Fritz auf der Innenlinie überholen, obwohl an dieser Stelle keine Handbreite mehr Platz war. Fritz:“ Plötzlich kam Baz von hinten und krachte mir seitlich ins Bike. Ich flog im hohen Bogen ins Kiesbett. Glücklicherweise öffneten sich meine Airbags an Schulter und Rücken, sodass mir eine größere Verletzung erspart blieb. Dafür war die Yamaha ziemlich zerstört. So eine unnötige Aktion, ich war stinksauer.“ Doppelt ärgerlich, da Fritz bereits auf dem Vormarsch Richtung Platz Acht war. Fritz:“ Die beiden Piloten vor mir waren auf der abtrocknenden Strecke mit Intermediate unterwegs. Noch ein paar Runden weiter und ich hätte überholt.“
Nur eine Minute vor Schließen der Boxengasse, und damit die letzte Chance in die Startaufstellung zum letzten Rennen des Tages zu gelangen, schaffte es die Mechaniker Crew von Marvin Fritz die Yamaha wieder einigermaßen rennfertig zu machen. Fritz:“ Die Zeit war zu knapp, wir hatten keine Chance zu testen ob alles passt.“
Nach einem gelungenen Start ging Marvin Fritz auf 14. Doch der Yamaha Pilot hatte dieses Mal mit der Wahl seiner Slick Reifen Pech. Leichter einsetzender Nieselregen und fehlender Grip ließen Fritz vorsichtiger werden. Fritz.“ An der Frontscheibe und auf dem Visier sammelte sich die Feuchtigkeit. Ich durfte kein Risiko eingehen.“ Auch die Yamaha hatten wohl unter dem Sturz aus Rennen Eins gelitten. Fritz:“ Ich konnte nicht mehr die volle Leistung abrufen, habe wertvolle Zeit verloren und bin auf Rang 17 ins Ziel gefahren.“
Anerkennend würdigte nach dem Rennen Teamchef Sandro Carusi die Leistung des deutschen Ersatzpiloten. Carusi:“ Ein schneller junger Mann. Dass er in kurzer Zeit mit der Yamaha zurecht kam hat uns alle überrascht. Ohne den unverschuldeten Sturz wären beide Rennen richtig gut gelaufen.