Marvin Fritz:  Ein Held fährt der Weltelite um die Ohren

10.08.2021

Text: Dorothea Schmitt

Marvin Fritz (17) vor Ex Superbike Weltmeister Leon Haslam (91)

Foto:YART/FP

 

 

Nach Verhandlungen mit einigen Sponsoren und Teamchef Mandy Kainz wurde für Marvin Fritz ein Traum war. Der Pilot vom ADAC Pfalz e.V. nahm am vergangenen Wochenende mit einer Wild Card erstmals bei der Superbike Weltmeisterschaft (World SBK) in Most /CZE teil, fuhr der Weltelite um die Ohren und sammelte Weltmeisterschaftspunkte.

Der Badener hatte nach zwei Titeln als Solist in der Klasse Supersport 600 und der Klasse Superbike der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) 2014 und 2016, sowie in der Teamwertung mit seinen Kollegen Hanika und Canepa den Vizetitel in der Langstreckenweltmeisterschaft (EWC) in der vergangenen Saison erreicht. Der Wunsch einer Teilnahme an der Superbike Weltmeisterschaft (World SBK) erfüllte sich jetzt für Marvin Fritz relativ kurzfristig.

Fritz:“ Vor einigen Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich einmal bei der World SBK mitfahren darf. Alle unsere Pläne scheiterten bisher an den finanziellen Mitteln. Dank der Unterstützung einiger Sponsoren wurde dieser Einsatz ermöglicht.“

Genau bei dieser Premiere sorgte der Wild Card Pilot für jede Menge Wirbel. Als schnellster Deutscher fuhr Fritz in den freien Trainingseinheiten jeweils auf die Positionen Vier, Fünf und Sieben, dicht an den Fersen der Werkspiloten Scott Redding (Ducati Panigale) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha).

Beim Qualifying schaffte es Fritz auf Platz 12 und damit sensationell in die vierte Startreihe neben Ex Weltmeister und MotoGP Pilot Alvaro Bautista (Honda).

Fritz:“ Wir verwendeten für diesen Wild Card Einsatz unser schweres Langstreckenmotorrad. Durch die Entfernung des Räder Schnellwechselsystems wurde die YART Yamaha etwas leichter, die Lichtanlage hingegen konnten wir nicht demontieren. Im Vergleich zu den Konkurrenten waren wir dadurch rund 10 Kilogramm schwerer“.

Mit mehr Ballast an Bord und rund zehn PS weniger Leistung startete Fritz mit seiner YART Yamaha zum ersten Rennen am Samstag.

Fritz:“ Teamchef Mandy und Ich hatten uns im Vorfeld für eine Teilnahme mit dem YART Yamaha Langstrecken Bike entschieden. Unsere Zielvorgabe war um Platz 15, vielleicht Punkte zu holen und ohne Druck einfach Spaß zu haben."

Gleich nach dem Start ging Fritz auf Position 15, wurde dann aber aufgehalten. Fritz:“ Nach dem Start müssen wir vor der ersten Schikane von ca. 280 km/h auf ca. 70km/h herunter bremsen, alle 23 Fahrer sind eng zusammen und es gibt oft Unfälle. Ich bin heil durchgekommen, dafür aber auf Rang17 durchgereicht worden.“

Der 28jährige biss sich Runde für Runde nach vorne, machte im weiteren Rennverlauf sieben Plätze gut. In Runde 14 lag Marvin Fritz vor dem sechsfachen und amtierenden Superbike Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki) auf Position Zehn. Fritz:“ Nach einigen Überholmanövern hatte ich meinen Rhythmus gefunden. Bei rund 40 Grad Asphalttemperatur und ohne Erfahrungswerte mit Pirelli Reifen war die Reifenwahl für mich ein Pokerspiel. Als dann direkt vor mir Tito Rabat und Chaz Davies (beide Ducati) stürzten, hatte ich Bedenken, dass mir das Vorderrad einklappen könnte. Ich nahm sofort etwas Risiko raus.“

Nach 22 Rennrunden folgte die Zielflagge und die Sensation war druckreif. Marvin Fritz fuhr in seinem ersten Superbike Rennen mit einem unterlegenen Bike den Werksteams von Yamaha, Ducati, Honda und BMW um die Ohren holte mit dem zehnten Rang als Wild Card Pilot sechs Weltmeisterschaftspunkte.

Bei dem Superpole Sprintrennen über zehn Runden am Sonntagvormittag erreichte Fritz nach langem Fight mit Leon Haslam und Alvaro Bautista (beide Honda) den 12. Platz.

Einen Schreckmoment erlebte Fritz beim zweiten Rennen am Sonntag. Gleich nach dem Start wurde der YART Pilot unfreiwillig in eine Kollision verwickelt. Fritz.“ In der ersten Kurve wurde ich von Alessandro Del Bianco (Honda) gerempelt. Mit viel Glück bin ich nicht gestürzt.“

Nach nur sechs weiteren Runden hatte sich Marvin Fritz von Platz 15 auf Platz 12, vorbei an Kohta Nozane (Yamaha) gekämpft und war auf den Fersen von Ex MotoGP Pilot Bautista, mit dem er sich sieben Runden lang einen unermüdlichen Zweikampf lieferte.

Fritz:“ In den Kurven hatte ich immer wieder die Nase vorne, während mir auf den Geraden die Leistung fehlte und Bautista wieder Meter gut machen konnte.“

Neun Runden vor Rennende klappte Marvin Fritz das Vorderrad ein und der28jährige ging zu Boden. Fritz blieb unverletzt, zog die Yamaha aus dem Kies und eilte dem Fahrerfeld hinterher. Fritz:“ Bis auf ein paar Kratzer war die YART Yamaha unversehrt. Ich wollte unbedingt das Rennen zu Ende fahren. In der letzten Kurve habe ich noch einen Platz gutgemacht und bin auf Position 19 gelandet. Während des ganzen Rennens bin ich die gleichen Rundenzzeiten gefahren, wie die Fünfergruppe die um Position Sechs gefahren ist.“ Nach dem Rennen wurde der Deutsche als Held gefeiert.

Fritz:“ Die Yamaha Bosse und das komplette Team empfingen mich nach meiner Rückkehr in die Box mit großem Applaus. Niemand hätte wirklich mit diesen Ergebnissen gerechnet.“

Marvin Fritz bedankte sich ausgiebig bei seinem Team für die Vorbereitung auf diesen Event. Fritz:“ Danke an Alle, ihr habt einen super Job gemacht und Danke an die Sponsoren und Partner. Nur als Team sind wir stark.“