12. August 2022

Kein vorzeitiger Weltmeisterschaftstitel für Marvin Fritz und YART Teamkollegen

Marvin Fritz hat auch in Schräglage fest den Titel im Blick

Foto: Yamaha Japan

Bericht:ds

Der Plan, am vergangenen Wochenende beim vorletzten Rennen der Langstreckenweltmeisterschaft (EWC) in Suzuka/Japan auf das Treppchen zu fahren und damit die Weltmeisterkrone in sicherer Reichweite zu haben, scheiterte für Marvin Fritz und seine Teamkollegen durch einen unverschuldeten Sturz. Dank dem Ehrgeiz, der unermüdlichen Motivation und der perfekten Performance des kompletten Teams schaffte es das YART Trio mit einem dritten Platz im Training, einem siebten Platz im Rennen auf Gesamtrang Drei in der aktuellen Weltmeisterschaft. Damit ist die Titelentscheidung auf das finale Rennen in gut sechs Wochen vertagt. Nachdem Marvin Fritz und seine Teamkollegen Niccolo Canepa/Ita und Karel Hanika/Cze schon vor einige Wochen bei den offiziellen Testfahrten in Japan mit schnellen Rundenzeiten glänzten, verliefen die Qualifyings zum Rennwochenende, wenn auch mit unterschiedlichen Witterungsbedingungen, erfolgreich. Die YART Truppe mit Marvin Fritz holte sich den dritten Startplatz und alle drei Fahrer waren mit Zeiten unter 2:06 min das stärkste Team. In der Renngeschichte von Yamaha ein weiterer Meilenstein. Fritz:“ Ich und meine zwei Teamkollegen kippten den alten Rundenrekord der Yamaha Werksteams. Was wir mit unserem, vergleichbar kleinen Team mit schmalerem Budget auf die Beine gestellt haben, ließ sogar die Yamaha Bosse in Japan hellhörig werden. Wir haben einen Techniker, der für die gesamte Elektronik am Bike wie Traktionskontrolle, Motorbremse, Wheeliekontrolle usw. zuständig ist. Im Vergleich dazu haben die Konkurrenzteams mit denen wir um den Weltmeistertitel kämpfen, jeweils mehrere Techniker für diese Bereiche. Den Start zum 8 Stunden Rennen am Sonntag übernahm Fritz Teamkollege Niccolo Canepa. Dieser übergab auf Rang Drei liegend und mit knapp drei Sekunden Vorsprung die YART Yamaha zum ersten Fahrerwechsel an Marvin Fritz. Der Badener baute den Vorsprung zum Viertplatzierte, dem Suzuki Yoshimura Sert Motul Werksteam, auf über Zehn Sekunden aus. Eine anschließende Safetycar Phase zerstörte jedoch den Vorsprung. Nach vier Stunden Renndistanz wendete sich das Blatt wieder. Begünstigt durch den Sturz und die zeitverzögerte Wiederaufnahme des Rennens von Kawasaki Werkspilot Jonathan Rea/GBR ergriff YART Kollege Canepa die Chance und schob sich auf Rang Zwei vor. Nach einem kurzen Boxenstopp übergab der Italiener zum zweiten Mal an diesem Tage die Yamaha an Marvin Fritz. Jonathan Rea wollte die zweite Position zurück erobern, doch sein Versuch sich an die Fersen von Marvin Fritz zu heften scheiterte. Fritz eilte davon und vergrößerte seinen Vorsprung auf den sechsfachen Weltmeister von fünf auf fünfzehn Sekunden. Mit „standing ovations“ wurde Marvin Fritz beim nächsten Boxenstopp von Team und Teamchef Mandy Kainz empfangen. Fritz:“ Wir waren definitiv besser als Kawasaki. Ich konnte konstant schneller fahren. Mandy war happy und von meiner Leistung begeistert.“

Leider konnte YART auf die Dauer der Renndistanz den zweiten Rang nicht verteidigen. Für Marvin Fritz und das Team keine Überraschung. Fritz:“ Aufgrund der Motorkonstellation verbraucht die Kawasaki weniger Sprit als die Yamaha. Wir benötigen mehr Boxenstopps zum Auftanken, was wiederum für uns Zeitverlust bedeutet und Kawasaki davon profitieren lässt.“ Im letzten Renndrittel hatten Fritz und Co. den dritten Platz so gut wie sicher. Mit über 40 Sekunden Vorsprung sollten sie nicht mehr eingeholt werden. Die Strategie und Stallorder von YART Boss Kainz im Kopf, absolvierte Marvin Fritz seinen dritten und letzten Stint. Fritz:“ Innerhalb unseres Teams hatte ich die schnellsten Rundenzeiten gefahren, durfte aber zum Ende hin nicht mehr pushen, kein Risiko eingehen und sollte das Tempo sogar reduzieren“. Den Podestplatz vor Augen bog Fritz in eine Linkskurve ein und wollte einen jungen Japaner überrunden, als dieser in Richtung Ideallinie zog. Beide Piloten kamen zu Sturz. Fritz:“ Er hatte mich wohl nicht gesehen, sonst hätte er Platz gemacht.“ Fritz zog verärgert und mit letzter Kraft die rund 175 Kilogramm schwere Yamaha unter dem Reifenstapel hervor und schaffte sie zurück in die Box. Fritz:“ Ich hatte wohl Kräfte wie Superman. Bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit hatte ich schon pro Stint jeweils drei Kilogramm Körpergewicht verloren.“ Nach acht Minuten Rekordzeit hatte die Boxencrew die Yamaha wieder hergestellt und wie ein Wunder retteten die YART Piloten um Marvin Fritz den siebten Platz ins Ziel. In der Weltmeisterschaftswertung liegen Fritz, Hanika und Canepa auf Rang Drei. In sechs Wochen fällt die Entscheidung über die Weltmeisterschaft im französischen Le Castellet. Fritz:“ Die Strecke in Südfrankreich mit einer 1,8 km langen Geraden und Top Speed Geschwindigkeiten von 340km/h ist nicht gerade Material schonend. Daher ist bei einem 24 Stunden Rennen theoretisch alles möglich.“