12. Oktober 2022

Marvin Fritz fährt als Wild Card Pilot Superbike Werksteam um die Ohren

Wild Card Pilot Marvin Fritz (17) vor Yamaha Superbike Werkspilot Nozane (3) und Superbike Profi Haslam (91), Bernadi (29) und Mercado (36)

Ein Bericht von ds/ Foto: YART/FP

Dank der spontanen Unterstützung einiger Sponsoren bewegte sich Marvin Fritz, der hauptberuflich in der Langstreckenweltmeisterschaft (EWC) an den Start geht, am vergangenen Wochenende als Wild Card Pilot bei der Superbike Weltmeisterschaft (WorldSBK) in Portugal auf Abwegen. Trotz einiger Nachteile schaffte der Badener sehr gute Ergebnisse und konnte, nicht nur in den Kurven, der Superbike Elite auf den Zahn fühlen. Bedingt durch das begrenzte Budget ging es ohne Testfahrten für Marvin Fritz in dieser Saison zum ersten Mal mit dem YART Langstreckenbike zur Superbike Weltmeisterschaft auf die 4,59 km lange Rennstrecke in Portimao an der Algarve. Fritz:“ Wir dachten, wir sparen uns das Geld und kommen ohne Testfahrten aus.“ Das Fahrerfeld der World Superbike ging in den Trainingsläufen auf Zeitenjagd. Währenddessen waren Marvin Fritz und seine Crew in Ermangelung dieser Testfahrten mit der Anpassung der Langstrecken Yamaha R 1 an das Superbike Niveau beschäftigt. Fritz:“ Die Langstrecken Yamaha ist schwerer und hat weniger PS. Auch wenn wir einige Teile wie die Scheinwerfer demontieren konnten, waren wir allein schon wegen unserem fehlenden Trainingsrückstand der Konkurrenz unterlegen. Die Abstimmung des Bikes erfordert viel Fingerspitzengefühl und Zeit. In der Langstrecke sind wir auf Bridgestone Reifen unterwegs, während in der Superbike nur Pirelli erlaubt sind. Die ganze Geometrie, die Fahrwerksabstimmung muss auf die insgesamt weicheren Reifenmischung der Superbike angepasst werden. “ Eine Mammutaufgabe, welche Marvin Fritz in FP 2 (freies Training Nummer Zwei) mit einem Sturz bezahlen musste. Fritz:“ Wir wollten einen Hinterreifen für das Rennen ausprobieren, da hob es mich am Ende des schnellsten Sektors beim Einfahren in die Kurve aus dem Sattel.“ Auch wenn die YART Crew es rechtzeitig schaffte, die Yamaha für FP 3 fertig zu stellen, fehlte Marvin Fritz am Ende die restliche Trainingszeit. Fritz:“ Um die Elektronikprobleme die wohl ursächlich vom Sturz herrührten in den Griff zu bekommen, musste ich in FP 3 viele Boxenstopps einlegen. Nach dem Training hatten wir zwar den Fehler gefunden, ärgerlich aber, dass ich dadurch gar keine Runden mehr gehabt habe.“ Im Qualifying am Samstag ging es bergauf und der 29jährige Yamaha Pilot konnte seine Bestzeit von Freitag um 1,5 Sekunden auf 1.41.9. min verbessern. Fritz:“ Das gab mir ein gutes Gefühl für das Rennen.“

Beim ersten Rennen am Samstag kam Fritz als bester Deutscher von Runde Zwei auf Position 18 zurück und kämpfte sich in Runde vier auf Rang 16 vor. In einem über mehrere Runden dauernden Battle mit einigen Top Piloten und Yamaha Superbike Werkspilot Kotah Nozane konnte Wild Card Pilot Fritz in der letzten Runde Nozane besiegen und wurde als 21. gewertet. Fritz:“ Ich habe am Anfang richtig gut reingehalten, hatte dann kurzfristig wieder Technik Probleme und konnte den Speed aus der Kurve nicht mitnehmen.“ Für das Superpole Sprintrennen am Sonntagvormittag hatten die YART Crew die Probleme wieder in den Griff bekommen und Fritz ging als 22. in die zweite Rennrunde. Der Badener konnte trotz unterlegenem Material in neun Runden sieben Plätze gut machen, ließ erfahrene Superbike Stammfahrer wie Leon Haslam/Kawasaki und Yamaha Werksfahrer Nozane hinter sich. Fritz:“ Ich hatte einen guten Lauf und war am Ende des Rennens auf Rang 17, hatte schon an die vorderen Piloten Eugene Laverty/BMW und Jake Gagne/Yamaha aufgeholt.“ Die gute Performance von Marvin Fritz hielt auch im zweiten Rennen am Sonntagnachmittag an. Bis zur Halbzeit hatte der Gaststarter Fritz wieder drei Ränge gutgemacht und ließ sechs namhafte Superbike WM Stammfahrer hinter sich. Fritz:“ Ich habe in den Kurven Meter gutgemacht, wollte aber kein weiteres Risiko eingehen.“ Marvin Fritz gab sich mit Rang 17 zufrieden und war damit bester Yamaha Fahrer mit einem Langstrecken Bike, welches nur geringfügig für den Superbike Wild Card Einsatz modifiziert werden konnte. Fritz:“ Die Wild Card Teilnahme an der Superbike Weltmeisterschaft hat uns gezeigt, welche Leistung wir abrufen können. Die Technik Crew hat einige Verbesserungen und Feinabstimmungen erarbeitet, für welche wir aber zukünftig zwingend, wie die anderen Teams, eine Testwoche im Vorfeld einlegen sollten. In der Zukunft schließe ich eine Teilnahme an der kompletten Superbike Weltmeisterschaft nicht aus.“ Interessant wäre es zu wissen, wo Marvin Fritz mit einem reinrassigen Superbike in der Weltmeisterschaft mitfahren würde. Vielleicht bekommt der zweifache Deutsche Meister und Vizeweltmeister in der Langstrecken Weltmeisterschaft ja bald diese Chance. Verdient hätte er es längst.