21. Juni 2023
Foto: Marvin Fritz (Mitte) abgekämpft und überglücklich mit seinen Teamkollegen Canepa (l.) und Hanika (r.)
Ein Bericht von ds/ Foto: FP/YART
Beim zweiten Rennen der Saison zur Langstreckenweltmeisterschaft (EWC) am vergangenen Wochenende, 16.06.23 – 18.06.23 in Spa /Belgien holte sich das YART Trio um Marvin Fritz die Pole Position im Qualifying. Im Rennen gelang es Marvin Fritz, Karel Hanika und Niccolo Canepa nach nervenaufreibenden, kräftezehrenden 24 Rennstunden die lange Pechsträhne mit einem Sprung auf das Podest ganz oben zu beenden.
Eine Woche vor dem zweiten Renneinsatz der Saison hütete Marvin Fritz noch mit einer Grippe das Bett. Die Nachwirkungen zeigten sich auch noch am Rennwochenende. Fritz:“ Ich hatte mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, ob und wie ich das 24 h Rennen durchstehen sollte. Trotz Halskratzen, Hustenreiz und immer wieder kehrendem Nasenbluten konnte ich fahrerisch meine Höchstform abliefern.“ Am ersten Testtag waren Marvin Fritz, Niccolo Canepa und Karel Hanika schon als schnellstes Team mit Bestzeit unterwegs. Auch im Qualifying am Freitag überließ die Truppe um Marvin Fritz nichts dem Zufall und sicherte sich wieder Bestzeit, damit die Pole Position und kassierte dafür fünf Punkte auf dem Weltmeisterschaftskonto.
Fritz:“ Im ersten Qualifying waren die Außentemperaturen etwas kühler und optimale Bedingungen für schnelle Rundenzeiten. Sogar ein neuer Rundenrekord lag in greifbarer Nähe, aber letztendlich lag der Focus auf der Pole Position.“
Wie bereits beim Saisonauftakt der EWC Mitte April in Le Mans, /Frankreich ernannte Teamchef Mandy Kainz den Badener als Startfahrer zum 24 Stunden Rennen am Samstag. Fritz:“ Der sogenannte Le Mans Start, bei welchem wir Piloten nach Startfreigabe erst über die Strecke zu unserem Bike sprinten müssen, war auch für meine eigens aus Deutschland angereisten Sponsoren ein Highlight.“
Die YART Yamaha R 1 sprang zeitverzögert beim zweiten Versuch an und Marvin Fritz landete zunächst auf Rang Sechs. Im weiteren Verlauf seines ersten, rund 48 Minuten dauernden Stint konnte sich der 30jährige kontinuierlich wieder an die Spitze des Feldes heranbremsen und sogar einen Vorsprung herausfahren.
Nach einigen Boxenstopps mit Fahrerwechsel im ersten Renndrittel schafften es Fritz und seine Kollegen Hanika und Canepa immer wieder in Führung liegend den Vorsprung zu erweitern, welcher aber extrem häufigen Safetycar Phasen zum Opfer fiel.
Marvin Fritz:“ Die Schwierigkeit lag darin, in Schlagdistanz zur Führungsposition dauerhaft mitzumischen, dabei aber nicht den Reifenverschleiß aus dem Auge verlieren. Eine Extrembelastung nicht nur für die Reifen, zum einen die hochsommerlichen Außen und Asphalttemperaturen, zum anderen die schnelle Abkühlung der Reifen und damit der Grip Verlust durch die sehr vielen, langsamen Safetycar Einsätze während des Rennens.“
Nach zehn von 24 Stunden Renndistanz und mit einer Runde Vorsprung standen Fritz und seine YART Kollegen immer noch unter Druck.
Fritz:“ Ein Puffer von einer Runde Vorsprung gibt mir normalerweise auch mal die Gelegenheit einen von neun Stints langsamer anzugehen. Doch die starke Konkurrenz von Weltmeister FCC TSR Honda France sowie Konkurrent Nummer Zwei, Yoshimura Sert Motul Suzuki, machten uns das Leben schwer. Zudem ist die Rennstrecke mit einer Länge von 6,98 Kilometern Rundendistanz die längste und eine der anspruchsvollsten und schwierigsten Strecken im Rennkalender.“
Während der Nachtphase und in der Morgendämmerung spulte Marvin Fritz mit konstanten Rundenzeiten seine Stints ab. Eine Schrecksekunde erlebte Fritz in seinem vorletzten Stint, wenige Stunden vor Rennende.
Mit mittlerweile zwei Runden Vorsprung wollte der Badener die Yamaha an YART Kollege Karel Hanika übergeben, als Fritz beim anbremsen an die vorletzte Kurve der Hinterradreifen platzte. Dank der schnellen Reaktion von Marvin Fritz konnte in letzter Sekunde ein Sturz verhindert werden.
Fritz:“ Ich bin zuerst erschrocken, dachte zunächst an einen finalen Schaden an der YART Yamaha. Glücklicherweise gelang es mir, trotz plattem Hinterradreifen in die Box zurückzukehren, wo die Crew bereits mit einem Austausch wartete.“
Genau zwei Stunden vor Rennende übergab Marvin Fritz, nachdem er die Führung zum zigsten Male mit einem Vorsprung von über zwei Runden ausgebaut hatte, das Führungszepter ein letztes Mal an Teamkollege Hanika. Am Ende sicherte sich Marvin Fritz und sein Team scheinbar Unmögliches, den ersten Sieg seit 2020.
Auch Teamchef Mandy Kainz strahlte in der anschließenden Pressekonferenz überglücklich und erleichtert über das Ergebnis seiner Erfolgstruppe. Mandy Kainz:“ Wir hatten viel Pech, die Pole‘s waren in der Vergangenheit wahrscheinlich kein gutes Omen, doch am Ende haben wir Alles richtig gemacht. Es ist großartig was die Piloten und das komplette Team geleistet haben und wie motiviert diese Truppe war und ist.“ In dem aktuellen Weltmeisterschaftsranking haben Marvin Fritz und YART die Führung mit einem Punkt Vorsprung vor dem noch amtierenden Weltmeister FCC TSR Honda France übernommen.